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Renovation eines Gebäudes

Zitat von dakla am 5. Februar 2022, 18:36 UhrHalle Zusammen,
ich denke nun schon lange darüber nach, ein Ferienhaus in Ligurien zu erwerben. Nun habe ich ein interessantes Objekt gefunden nahe Genua.
Das Objekt ist sehr renovierungsbedürftig. Nun habe ich das Bedürfnis diese Renovationen selbst durchzuführen (einerseits um Geld zu sparen, andererseits aus Eigeninteresse!) und habe ich Informiert. Jedoch verwaschen sich diese Informationen an einem kritischen Punkt weshalb ich nun eure Hilfe brauche.
Was ich herausgefunden habe :
Bei arbeiten am Haus unterscheidet man diese in drei Unterkategorien.
Der Routine Instandhaltung, der außergewöhnlichen Instandhaltung und natürlich dem Neubau, auf welchen ich nicht spezifisch eingehen will da er mich nicht betrifft.
Die Routine Instandhaltung betrifft alle Arbeiten welche, wie der Name schon verrät, das fortleben der Immobilie unterstützen. Als Beispiel wird dort oft das Erneuern der Abwasserrohre OHNE dessen Pfad zu verändern, verwendet. Für diese Arbeiten muss hat man keine Anzeigepflicht oder Bewilligungen einholen.
Die außergewöhnlichen Instandhaltung unterteilt man (grob) in zwei Kategorien, arbeiten für welche man eine CILA oder eine SCIA braucht (Meldungen an die Gemeinde). Bei der SCIA spricht man von Arbeiten, wo man Beispielsweise das Dach repariert oder an den Grundmauern Arbeit verrichten muss (aber auch Nutzungsänderungen). Bei dieser Meldung macht es durchaus Sinn eine Firma zu beauftragen, da man diese schlecht alleine bewerkstelligen kann.
Die CILA hingegen deckt meines Erachtens alles ab, was sich zwischen der Routinen Instandhaltung und der SCIA befindet. Dazu gehört "glaube ich" Beispielsweise das Verlegen neuer Abflussrohre zu einer neuen Toilette oder das erstellen neuer nicht tragender Wände. Nun habe ich gelesen das man für die Arbeiten "Lavori in Economia" auf dem Eingabe Formular eintragen kann um damit zu sagen, das man als Besitzer die dokumentierten Arbeiten selbst durchführt.
Anbei das PDF von der Stadt Genua über die Einteilungen der Arbeiten.
Nun wollte ich euch einmal fragen ob ihr weitere Quellen habt? Besonders interessiert mich wie weit der "Lavori in Economia" ausreicht.
Ich danke euch schonmal für die Hilfe,
Gruss Daniel
Halle Zusammen,
ich denke nun schon lange darüber nach, ein Ferienhaus in Ligurien zu erwerben. Nun habe ich ein interessantes Objekt gefunden nahe Genua.
Das Objekt ist sehr renovierungsbedürftig. Nun habe ich das Bedürfnis diese Renovationen selbst durchzuführen (einerseits um Geld zu sparen, andererseits aus Eigeninteresse!) und habe ich Informiert. Jedoch verwaschen sich diese Informationen an einem kritischen Punkt weshalb ich nun eure Hilfe brauche.
Was ich herausgefunden habe :
Bei arbeiten am Haus unterscheidet man diese in drei Unterkategorien.
Der Routine Instandhaltung, der außergewöhnlichen Instandhaltung und natürlich dem Neubau, auf welchen ich nicht spezifisch eingehen will da er mich nicht betrifft.
Die Routine Instandhaltung betrifft alle Arbeiten welche, wie der Name schon verrät, das fortleben der Immobilie unterstützen. Als Beispiel wird dort oft das Erneuern der Abwasserrohre OHNE dessen Pfad zu verändern, verwendet. Für diese Arbeiten muss hat man keine Anzeigepflicht oder Bewilligungen einholen.
Die außergewöhnlichen Instandhaltung unterteilt man (grob) in zwei Kategorien, arbeiten für welche man eine CILA oder eine SCIA braucht (Meldungen an die Gemeinde). Bei der SCIA spricht man von Arbeiten, wo man Beispielsweise das Dach repariert oder an den Grundmauern Arbeit verrichten muss (aber auch Nutzungsänderungen). Bei dieser Meldung macht es durchaus Sinn eine Firma zu beauftragen, da man diese schlecht alleine bewerkstelligen kann.
Die CILA hingegen deckt meines Erachtens alles ab, was sich zwischen der Routinen Instandhaltung und der SCIA befindet. Dazu gehört "glaube ich" Beispielsweise das Verlegen neuer Abflussrohre zu einer neuen Toilette oder das erstellen neuer nicht tragender Wände. Nun habe ich gelesen das man für die Arbeiten "Lavori in Economia" auf dem Eingabe Formular eintragen kann um damit zu sagen, das man als Besitzer die dokumentierten Arbeiten selbst durchführt.
Anbei das PDF von der Stadt Genua über die Einteilungen der Arbeiten.
Nun wollte ich euch einmal fragen ob ihr weitere Quellen habt? Besonders interessiert mich wie weit der "Lavori in Economia" ausreicht.
Ich danke euch schonmal für die Hilfe,
Gruss Daniel

Zitat von Gelöschter Benutzer am 6. Februar 2022, 13:01 UhrSalve Daniel,
da bist Du ja schon tief in die komplexe Materie des Bau- und vor allem Baugenehmigungswesens eingestiegen.
Dein großer Vorteil scheint ja zu sein, dass Du offenbar der italienischen Sprache mächtig bist und Dich schon mal vorab selber durch die Bestimmungen durchwühlen kannst.
Die von Dir gefundene Unterscheidung in der Kategorisierung von Arbeiten am Bau ist insbesondere im Hinblick auf die Art der Beantragung wichtig:
Es gibt davor auch noch die Kategorisiering der
"Lavori edilizi liberi", für die brauchst Du keinerlei Erklärungen abzugeben, also wie für Fliesenlegearbeiten oder (auch Aussen- wenn die Farbe nicht geändert wird) Anstriche, für alles andere aber schon, nur für die Arbeiten der besagten CIL, CILA oder SCIA Kategorien kannst Du die Arbeiten im Wege einer "autocertificazione" der Gemeinde mitteilen und ohne ggf. langandauernde Genehmigungsverfahren quasi umgehend ausführen bzw. ausführen lassen.
Für alles was im Rahmen der "permesso a costruire" eingestuft wird, kommt man um ein ggf. langwierigeres Genehmigungsverfahren nicht herum.
Allerdings erspart Dir das vereinfachte Verfahren der autocertificazione auch nicht die Einholung eines "progetto" also einer Projektbeschreibung eines Geometra, Ingenieurs oder Architekten sowie einer "asseverazione" einer Versicherung eben desjenigen über die Konformität mit den geltenden Bestimmungen und Gesetzen.
Wenn ich es richtig verstehe, brauchst Du für Arbeiten der Kategorie der SCIA immer einen dafür qualifizierten Handwerker, weil nur der kann dann die dafür ggf. notwendige "dichiarazione di conformita" schriftlich geben, ich vermute, dass Du im Unterschied zu Arbeiten aus SCIA im Rahmen der Kategorien der CIL oder CILA ohne Facharbeiter eben auch selber ausführen kannst.
Ich kann nur vermuten, dass dann dafür wohl das von Dir gefundene Feld "lavori in economia" ggf. anzukreuzen wäre.
Da Du aber sowieso einen Geometra/x/x brauchst, kannst Du das doch am besten in dem Zusammenhang der Projektbeschreibung klären.
Ich habe das aus folgendem wie ich meine guten Erklärungslink:
https://www.bocciacostruzioniparmasrl.it/edilizia-scia-cil-cila-o-permesso-a-costruire/
Gutes Gelingen also
Ciao
Robert
P.S.
Es ist unbedingt enorm wichtig einen vertrauenswürdigen Geometra/x/x zu finden, denn das ist ein weites Feld, auf dem sich viele tummeln, von denen nicht alle nur das Beste für ihre Kunden im Auge haben. Je kleiner die Gemeinde, desto wichtiger kann es z.B. auch sein, dass der Geometra gut mit der örtlichen Administration bekannt ist....
Salve Daniel,
da bist Du ja schon tief in die komplexe Materie des Bau- und vor allem Baugenehmigungswesens eingestiegen.
Dein großer Vorteil scheint ja zu sein, dass Du offenbar der italienischen Sprache mächtig bist und Dich schon mal vorab selber durch die Bestimmungen durchwühlen kannst.
Die von Dir gefundene Unterscheidung in der Kategorisierung von Arbeiten am Bau ist insbesondere im Hinblick auf die Art der Beantragung wichtig:
Es gibt davor auch noch die Kategorisiering der
"Lavori edilizi liberi", für die brauchst Du keinerlei Erklärungen abzugeben, also wie für Fliesenlegearbeiten oder (auch Aussen- wenn die Farbe nicht geändert wird) Anstriche, für alles andere aber schon, nur für die Arbeiten der besagten CIL, CILA oder SCIA Kategorien kannst Du die Arbeiten im Wege einer "autocertificazione" der Gemeinde mitteilen und ohne ggf. langandauernde Genehmigungsverfahren quasi umgehend ausführen bzw. ausführen lassen.
Für alles was im Rahmen der "permesso a costruire" eingestuft wird, kommt man um ein ggf. langwierigeres Genehmigungsverfahren nicht herum.
Allerdings erspart Dir das vereinfachte Verfahren der autocertificazione auch nicht die Einholung eines "progetto" also einer Projektbeschreibung eines Geometra, Ingenieurs oder Architekten sowie einer "asseverazione" einer Versicherung eben desjenigen über die Konformität mit den geltenden Bestimmungen und Gesetzen.
Wenn ich es richtig verstehe, brauchst Du für Arbeiten der Kategorie der SCIA immer einen dafür qualifizierten Handwerker, weil nur der kann dann die dafür ggf. notwendige "dichiarazione di conformita" schriftlich geben, ich vermute, dass Du im Unterschied zu Arbeiten aus SCIA im Rahmen der Kategorien der CIL oder CILA ohne Facharbeiter eben auch selber ausführen kannst.
Ich kann nur vermuten, dass dann dafür wohl das von Dir gefundene Feld "lavori in economia" ggf. anzukreuzen wäre.
Da Du aber sowieso einen Geometra/x/x brauchst, kannst Du das doch am besten in dem Zusammenhang der Projektbeschreibung klären.
Ich habe das aus folgendem wie ich meine guten Erklärungslink:
Gutes Gelingen also
Ciao
Robert
P.S.
Es ist unbedingt enorm wichtig einen vertrauenswürdigen Geometra/x/x zu finden, denn das ist ein weites Feld, auf dem sich viele tummeln, von denen nicht alle nur das Beste für ihre Kunden im Auge haben. Je kleiner die Gemeinde, desto wichtiger kann es z.B. auch sein, dass der Geometra gut mit der örtlichen Administration bekannt ist....

Zitat von dakla am 7. Februar 2022, 9:07 UhrGuten Morgen Robert,
vielen Dank für die Information! Ich denke das ist das verlorene Puzzle Teil.
Hier noch einmal in kürze Zusammengefasst:
So wie ich den Text verstanden habe, kann man (ausser SCIA und höher) alles selber machen, solange man einen Geometra anstellt, welcher die Arbeiten überprüft und die Planung übernimmt. Für gewisse Dinge braucht es dann halt einfach eine Konformitätserklärung meinerseits.
Gruss Daniel
Guten Morgen Robert,
vielen Dank für die Information! Ich denke das ist das verlorene Puzzle Teil.
Hier noch einmal in kürze Zusammengefasst:
So wie ich den Text verstanden habe, kann man (ausser SCIA und höher) alles selber machen, solange man einen Geometra anstellt, welcher die Arbeiten überprüft und die Planung übernimmt. Für gewisse Dinge braucht es dann halt einfach eine Konformitätserklärung meinerseits.
Gruss Daniel

Zitat von Gelöschter Benutzer am 7. Februar 2022, 17:56 UhrHallo Daniel,
ich denke, dass die Grenzen auch zwischen CILA und SCIA Kategoriearbeiten durchaus fliessend sein können, immer dann wenn es keine "dichiarazione di conformita" eines Fachhandwerks wie eben z.B. für die Elektrik im weiten Sinne, Heizung- und Sanitärinstalltion, aber eben auch wesentliche Umbauten, die die Struktur des Hauses irgendwie verändern braucht, kannst Du das ggf. in Absprache mit dem Geometra selbst machen, ggf. hilfst Du einfach auch jemand, der bestimmte Arbeiten aus der Erfahrung heraus besser als Du aber Hilfe gut brauchen kann, das geht also in die Helferebene wie Zementmischen/ Steineschleppen etc...:-) Hier bei uns auf den Dörfern arbeiten vor allem die älteren (erfahrenen) muratori auch schon mal ganz gern allein und sind froh, wenn sie selber keinen Helfer (möglichst auch noch offiziell) bezahlen müssen, denn es geht ja immer auch darum, wieviel Geld über Rechnung und ggf. auch nicht bezahlt wird....
Der Geometra kümmert sich im wesentlichen um die Darstellung der geplanten Arbeiten und deren Konformität mit den geltenden Regeln und Gesetzen gegenüber denn zuständigen Behörden, mindestens also auf Gemeinde- aber je nach Projekttiefe eben auch noch auf Provinzebene, und weniger um die Ausführung, zumindest ist das meine Erfahrung hier bei uns.
Wenn Du also selber die Ausführung der Arbeiten einzuschätzen vermagst und ggf. eben auch noch mit anpacken kannst, ist das sicher hilfreich und die Leute zumindest auf dem Land mögen es, wenn sie sehen, dass sich da jemand nicht ziert, mit anzupacken..
Ciao
Robert
Hallo Daniel,
ich denke, dass die Grenzen auch zwischen CILA und SCIA Kategoriearbeiten durchaus fliessend sein können, immer dann wenn es keine "dichiarazione di conformita" eines Fachhandwerks wie eben z.B. für die Elektrik im weiten Sinne, Heizung- und Sanitärinstalltion, aber eben auch wesentliche Umbauten, die die Struktur des Hauses irgendwie verändern braucht, kannst Du das ggf. in Absprache mit dem Geometra selbst machen, ggf. hilfst Du einfach auch jemand, der bestimmte Arbeiten aus der Erfahrung heraus besser als Du aber Hilfe gut brauchen kann, das geht also in die Helferebene wie Zementmischen/ Steineschleppen etc...:-) Hier bei uns auf den Dörfern arbeiten vor allem die älteren (erfahrenen) muratori auch schon mal ganz gern allein und sind froh, wenn sie selber keinen Helfer (möglichst auch noch offiziell) bezahlen müssen, denn es geht ja immer auch darum, wieviel Geld über Rechnung und ggf. auch nicht bezahlt wird....
Der Geometra kümmert sich im wesentlichen um die Darstellung der geplanten Arbeiten und deren Konformität mit den geltenden Regeln und Gesetzen gegenüber denn zuständigen Behörden, mindestens also auf Gemeinde- aber je nach Projekttiefe eben auch noch auf Provinzebene, und weniger um die Ausführung, zumindest ist das meine Erfahrung hier bei uns.
Wenn Du also selber die Ausführung der Arbeiten einzuschätzen vermagst und ggf. eben auch noch mit anpacken kannst, ist das sicher hilfreich und die Leute zumindest auf dem Land mögen es, wenn sie sehen, dass sich da jemand nicht ziert, mit anzupacken..
Ciao
Robert

Zitat von Gelöschter Benutzer am 7. Februar 2022, 20:11 Uhrhier seien noch ein paar anekdotische Beobachrungen zum Thema nachgereicht:
Ich kenne eine Reihe von Leuten hier bei uns in der Gegend, die sich handwerklich erheblich mehr zutrauen als ich und das dann auch einfach machen, sei es Elektro- oder Sanitärleitungen verlegen, oder ganze Heizungsysteme verlegen ganz abgesehen von erheblichen Umbaumaßnahmen, bei denen durchaus auch Eingriffe in tragende Wände die Statik des Hauses veränderten und das entsprechend abgesichert werden mußte.
Solange das innerhalb bzw. unter Beibehaltung des bestehenden Gebäudes geschieht, wird kaum je eine Bauaufsicht zu befürchten sein, die wegen fehlender Projektbeschreibungen den Bau stillegt, ggf. kann man wenns der Teufel will sogar noch mit einer Strafzahlung nachreichen. Erweiterungen oder neue Nebengebäude, auch kleiner als eine Garage sind immer ganz kritisch ohne Genehmigung, da wird immer von einer zunehemden Geoüberwachung von oben geredet. Auch ist es sicher ein Unterschied, ob sich das Objekt in direkter bewohnter Nachbarschaft in einer Borgata oder einem Borgo oder gar viallagio wenn nicht sogar in citta befindet. Je alleinstehender desto weniger kräht eigentlich ein Hahn danach, was Du in Deinen vier Wänden so treibst selbst wenn Du das Dach neu eindeckst. Ligurien ist nicht Piemonte, aber auch da wird viel gebastelt. Es gibt aber Gegenden, da wird z:B. die Veränderung vorhandener oder Hinzufügung neuer Fensteröffnungen kritisch beäugt und könnte Probleme bringen.
Fehlende "dichiazioni di conformita" sind eigentlich auch nur dann wirklich ein Thema, wenn das Haus mal verkauft werden sollte, dann kann der Käufer die fehlenden Erklärungen für die Preisverhandlung sicher zu seinen Gunsten nutzen. Wem das schnuppe ist, der kann sich durchaus freier betätigen.
Worauf allerdings schon mal mehr geachtet wird, ist wer am Bau so (mit)-arbeitet von wegen Schwarzarbeit da könnte vermutet werden, dass da diverse Sozial- und sonstige Abgaben umgangen werden sollen und plötzlich steht die guardia finanzaria auf dem Hof.
Ein Bekannter war da offenbar angeschwärzt worden, ohne dass diejenigen die das gemacht haben, eigentlich wirklich wußten was er da so tut.
Die Beamten kamen dann auf den Hof und konnten Zeuge davon werden, wie der gute Mann im Alleingang mit seinem Kran einen schweren Tragebalken über das Haus hinweg transportierte, ohne das eine Hilfe vor Ort gewesen wäre. Das war ihnen dann Beweis genug, dass der Ausbau ohne Schwarzarbeit vonstatten ging und verließen daraufhin freundlich grüßend das Gelände. Eine baurechtliche Überprüfung war kein Thema und hat nie stattgefunden.
Allerdings ist das auch schon ein paar Jährchen her, die Vorschriften sind in den letzten Jahren schon erheblich spezifizierter geworden (s. eben die CILA oder SCIA etc. Bestimmungen) aber tendenziell ist das mit der Bauaufsicht eben wie mit vielem in Italien - viel läuft halt über die sogenanten quasi eidestattlichen Erklärungen - überprüft wird das so gut wie nicht, aber wenn es dann auffällt gibt es gerne mal saftige Strafen. Wegen der Abschreckung und weil keiner gern erwischt werden will (bella figura), halten sich die meisten an die sehr bürokratisch ausgestalteten Vorschriften.
Gerade unter den Deutschen aber, die sich hier niederlassen (wollen) sind viele handwerklich so gut, dass niemand nachdem es fertiggestellt wurde überhaupt auf den Gedanken kommt, dass das nicht von Profis gemacht wurde und Konformítätserklärungen ggf. fehlen.
Ich will sicher keinen dazu verleiten sich "fori delle regole" zu betätigen, aber wollte Aspekte des Lebens in Italien, die ich hier auch beobachten konnte, teilen.
Ciao
hier seien noch ein paar anekdotische Beobachrungen zum Thema nachgereicht:
Ich kenne eine Reihe von Leuten hier bei uns in der Gegend, die sich handwerklich erheblich mehr zutrauen als ich und das dann auch einfach machen, sei es Elektro- oder Sanitärleitungen verlegen, oder ganze Heizungsysteme verlegen ganz abgesehen von erheblichen Umbaumaßnahmen, bei denen durchaus auch Eingriffe in tragende Wände die Statik des Hauses veränderten und das entsprechend abgesichert werden mußte.
Solange das innerhalb bzw. unter Beibehaltung des bestehenden Gebäudes geschieht, wird kaum je eine Bauaufsicht zu befürchten sein, die wegen fehlender Projektbeschreibungen den Bau stillegt, ggf. kann man wenns der Teufel will sogar noch mit einer Strafzahlung nachreichen. Erweiterungen oder neue Nebengebäude, auch kleiner als eine Garage sind immer ganz kritisch ohne Genehmigung, da wird immer von einer zunehemden Geoüberwachung von oben geredet. Auch ist es sicher ein Unterschied, ob sich das Objekt in direkter bewohnter Nachbarschaft in einer Borgata oder einem Borgo oder gar viallagio wenn nicht sogar in citta befindet. Je alleinstehender desto weniger kräht eigentlich ein Hahn danach, was Du in Deinen vier Wänden so treibst selbst wenn Du das Dach neu eindeckst. Ligurien ist nicht Piemonte, aber auch da wird viel gebastelt. Es gibt aber Gegenden, da wird z:B. die Veränderung vorhandener oder Hinzufügung neuer Fensteröffnungen kritisch beäugt und könnte Probleme bringen.
Fehlende "dichiazioni di conformita" sind eigentlich auch nur dann wirklich ein Thema, wenn das Haus mal verkauft werden sollte, dann kann der Käufer die fehlenden Erklärungen für die Preisverhandlung sicher zu seinen Gunsten nutzen. Wem das schnuppe ist, der kann sich durchaus freier betätigen.
Worauf allerdings schon mal mehr geachtet wird, ist wer am Bau so (mit)-arbeitet von wegen Schwarzarbeit da könnte vermutet werden, dass da diverse Sozial- und sonstige Abgaben umgangen werden sollen und plötzlich steht die guardia finanzaria auf dem Hof.
Ein Bekannter war da offenbar angeschwärzt worden, ohne dass diejenigen die das gemacht haben, eigentlich wirklich wußten was er da so tut.
Die Beamten kamen dann auf den Hof und konnten Zeuge davon werden, wie der gute Mann im Alleingang mit seinem Kran einen schweren Tragebalken über das Haus hinweg transportierte, ohne das eine Hilfe vor Ort gewesen wäre. Das war ihnen dann Beweis genug, dass der Ausbau ohne Schwarzarbeit vonstatten ging und verließen daraufhin freundlich grüßend das Gelände. Eine baurechtliche Überprüfung war kein Thema und hat nie stattgefunden.
Allerdings ist das auch schon ein paar Jährchen her, die Vorschriften sind in den letzten Jahren schon erheblich spezifizierter geworden (s. eben die CILA oder SCIA etc. Bestimmungen) aber tendenziell ist das mit der Bauaufsicht eben wie mit vielem in Italien - viel läuft halt über die sogenanten quasi eidestattlichen Erklärungen - überprüft wird das so gut wie nicht, aber wenn es dann auffällt gibt es gerne mal saftige Strafen. Wegen der Abschreckung und weil keiner gern erwischt werden will (bella figura), halten sich die meisten an die sehr bürokratisch ausgestalteten Vorschriften.
Gerade unter den Deutschen aber, die sich hier niederlassen (wollen) sind viele handwerklich so gut, dass niemand nachdem es fertiggestellt wurde überhaupt auf den Gedanken kommt, dass das nicht von Profis gemacht wurde und Konformítätserklärungen ggf. fehlen.
Ich will sicher keinen dazu verleiten sich "fori delle regole" zu betätigen, aber wollte Aspekte des Lebens in Italien, die ich hier auch beobachten konnte, teilen.
Ciao

Zitat von dakla am 9. Februar 2022, 19:40 UhrVielen Dank für deine Ausführungen! Diese haben meine Unsicherheiten dies bezüglich massiv reduziert ;)
Es gibt da noch eine andere Sache, welche mich beschäftigt. Sie betrifft das Zertifikat, dass das Haus auch Bewohnbar ist (certificato di abitabilità).
Als ich den Makler nach diesem Zertifikat gefragt habe, meinte dieser nur, das Haus hätte keines ;). Das Zertifikat sagt ja im Grunde nur aus, dass das Haus bewohnbar ist (den Gesundheits- und Sicherheitsbestimmungen gerecht) - und da haben ja mal Leute gewohnt, also muss doch so ein Zertifikat irgendwo auf der Gemeinde rumliegen?
Ansonsten könnte ich auf dem Recht beharren, mir so ein Zertifikat vom Verkäufer ausstellen lassen ? Ausser es gibt wirklich keines (das Haus ist vll. dafür auch Billig) ;)
Auch gelesen habe ich, das es für Häuser, welche vor 2003 (link) erbaut wurde, gar kein Zertifikat ausgestellt wurden?
Ansonsten habe ich von Plan B erfahren, das man mit einem Geometer eine Erklärung geben lassen, dass das Haus trotzdem Bewohnbar ist. (link)
Kann jemand diese Beobachtungen bestätigen ? Braucht man das Zertifikat überhaupt? (wird man dann einfach vorsorglich vom Haus verbannt xD)Hat dieses Zertifikat sonstige Auswirkungen von dem ich noch nichts weis?
Gruss Daniel
Vielen Dank für deine Ausführungen! Diese haben meine Unsicherheiten dies bezüglich massiv reduziert ;)
Es gibt da noch eine andere Sache, welche mich beschäftigt. Sie betrifft das Zertifikat, dass das Haus auch Bewohnbar ist (certificato di abitabilità).
Als ich den Makler nach diesem Zertifikat gefragt habe, meinte dieser nur, das Haus hätte keines ;). Das Zertifikat sagt ja im Grunde nur aus, dass das Haus bewohnbar ist (den Gesundheits- und Sicherheitsbestimmungen gerecht) - und da haben ja mal Leute gewohnt, also muss doch so ein Zertifikat irgendwo auf der Gemeinde rumliegen?
Ansonsten könnte ich auf dem Recht beharren, mir so ein Zertifikat vom Verkäufer ausstellen lassen ? Ausser es gibt wirklich keines (das Haus ist vll. dafür auch Billig) ;)
Auch gelesen habe ich, das es für Häuser, welche vor 2003 (link) erbaut wurde, gar kein Zertifikat ausgestellt wurden?
Ansonsten habe ich von Plan B erfahren, das man mit einem Geometer eine Erklärung geben lassen, dass das Haus trotzdem Bewohnbar ist. (link)
Kann jemand diese Beobachtungen bestätigen ? Braucht man das Zertifikat überhaupt? (wird man dann einfach vorsorglich vom Haus verbannt xD)Hat dieses Zertifikat sonstige Auswirkungen von dem ich noch nichts weis?
Gruss Daniel

Zitat von Gelöschter Benutzer am 10. Februar 2022, 12:40 UhrSalve Daniel,
das ist sicher zu klären, denn es gibt verschiedene Gründe, weswegen die Bewohnbarkeit eines Haus in Frage gestellt sein kann. Bei uns im Piemonte gibt es z.B. einen regionalweiten Kataster, der nach den Überschwemmungen und dem Katastrophenfall nach 1994 erstellt wurde und die Bewohnbarkeit aufgrund seismischer Kategorisierungen also aufgrund von Erdrutschgefahren klassifiziert.
Wenn ein Gebäude länger leer stand also z.B. schon seit vor dieser Klassifizierung, kann es in eine solche Klassifizierung "gerutscht " sein, ohne dass jemand es "gemerkt" hätte.
Das ist dann ggf. nur mit einem geologischen Gutachten zu klären.
Ein anderer Grund kann sein, dass Objekt schwarz oder teilweise schwarz erbaut wurde, und daher die Bewohnbarkeit in Frage steht.
Da ist Dein Geometer gefragt, er kann doch nicht lapidar sagen, das Haus hätte keines und Dich damit allein lassen, es wäre doch seine originäre Aufgabe zu klären, wie und ob Du es erhalten kannst.
Und: der Preis des Objektes würde sich durch ein fehlendes certificato ggf. stark relativieren, je nachdem was unternommen werden muß, um es zu erhalten, ggf. wäre dann vielleicht besser Abstand davon zu nehmen.
Ich hoffe es gibt einen leicht zu klärenden Grund
Ciao
Robert
Salve Daniel,
das ist sicher zu klären, denn es gibt verschiedene Gründe, weswegen die Bewohnbarkeit eines Haus in Frage gestellt sein kann. Bei uns im Piemonte gibt es z.B. einen regionalweiten Kataster, der nach den Überschwemmungen und dem Katastrophenfall nach 1994 erstellt wurde und die Bewohnbarkeit aufgrund seismischer Kategorisierungen also aufgrund von Erdrutschgefahren klassifiziert.
Wenn ein Gebäude länger leer stand also z.B. schon seit vor dieser Klassifizierung, kann es in eine solche Klassifizierung "gerutscht " sein, ohne dass jemand es "gemerkt" hätte.
Das ist dann ggf. nur mit einem geologischen Gutachten zu klären.
Ein anderer Grund kann sein, dass Objekt schwarz oder teilweise schwarz erbaut wurde, und daher die Bewohnbarkeit in Frage steht.
Da ist Dein Geometer gefragt, er kann doch nicht lapidar sagen, das Haus hätte keines und Dich damit allein lassen, es wäre doch seine originäre Aufgabe zu klären, wie und ob Du es erhalten kannst.
Und: der Preis des Objektes würde sich durch ein fehlendes certificato ggf. stark relativieren, je nachdem was unternommen werden muß, um es zu erhalten, ggf. wäre dann vielleicht besser Abstand davon zu nehmen.
Ich hoffe es gibt einen leicht zu klärenden Grund
Ciao
Robert